Elternverband Ruhr e.V.
Unterdorfstr. 19
45143 Essen
An die Ministerin
Barbara Sommer
Ministerium für Schule und Weiterbildung
des Landes NRW
Völkingerstr 49
40221 Düsseldorf
06.11.2008
Verbesserung der Bildungschancen von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte
Sehr geehrte Frau Ministerin Barbara Sommer,
Sehr geehrter Herr Minister Armin Laschet,
Sehr geehrte Damen und Herren,
unser aller Engagement ist gefordert, damit die Schwächsten dieser Gesellschaft eine Chance bekommen in die Gesellschaft integriert zu werden. Warum dieses Engagement wichtig ist zeigen folgende Zahlen: In NRW haben über 30% der 15 Jährigen Schüler eine Zuwanderungsgeschichte. Der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets, wie etwa Gelsenkirchen und Duisburg liegt dieser Anteil bei nahezu 40%. Und nahezu die Hälfte dieser Jugendlichen hat eine türkische Zuwanderungsgeschichte. Die nächst größere Gruppe der Migranten fällt mit ca. 5% sehr weit zurück. Der Schulerfolg dieser Schüler, gemessen an dem Anteil der Abiturienten liegt weit hinter denen von einheimisch deutschen Schülern. Nach dem Schulgesetz des Landes NRW hat jeder junge Mensch ein Recht auf schulische Bildung, Erziehung und individuelle Förderung (§1 SchulG); auch junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.
Wir haben mit dem Elternverband Ruhr e.V. ein beispielhaftes Netzwerk aus Akademikern, Eltern und Lehrern mit Zuwanderungsgeschichte geschaffen, die sich zum Ziel gesetzt hat die Bildung, Integration und Elternarbeit von Menschen mit Migrationshintergrund zu stärken. Wir sind zudem der festen Überzeugung, dass die Herkunftssprachen zur einer gesunden Sprach- und Persönlichkeitsentwicklung, sowie zur Identitätsstärkung beiträgt und das Erlernen des Deutschen fördert. Zudem ist die Mehrsprachigkeit ein gesellschaftlicher Reichtum. Deshalb sollte die natürliche Mehrsprachigkeit von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte gestärkt und auch gezielt gefördert werden.
Einmalig und vorbildhaft hat das Land NRW die Ausbildung von Lehrern für das Fach Türkisch in der Sekundarstufe I und II, unter der Leitung von Prof. Dr. Emel Huber, im Fachbereich Turkistik an der Universität Essen-Duisburg etabliert. Die für den Sekundarbereich ausgebildeten Lehrkräfte können aber aufgrund Ihres Curriculums nicht im Primarbereich eingesetzt werden und wollen dies auch wegen der schlechten Rahmenbedingungen für das Fach Türkisch im Primarbereich nicht annehmen. Der Bedarf an Lehrern für den Türkischunterricht in der Primarstufe macht es jedoch erforderlich, dieses Angebot auszuweiten. Dieses Problem lässt sich unserer Auffassung nach nur lösen, indem Lehramtskandidaten/innen für den Primarbereich die Möglichkeit gegeben wird, zusätzlich zu den Fächern Deutsch und Mathematik auch das Fach Türkisch als zusätzliches Modul anzubieten. Dies wäre für Lehramtskandidaten/innen mit Zuwanderungsgeschichte eine willkommene Möglichkeit Ihre natürlich erworbene Qualifikation in Ihr Curriculum mit aufzunehmen.
Deshalb unterstützen wir ausdrücklich das Engagement des Faches Turkistik an der Universität Essen-Duisburg für die Einführung des Faches Türkisch im Primarbereich.
Die Achtung und Schätzung der mitgebrachten Werte dieser Menschen würde Ihnen das Gefühl der Zugehörigkeit geben und dadurch auch das Ansehen und die Anerkennung der politischen Parteien und Institutionen im Land stärken. In diesem Sinne verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
Dr. Ali Sak
Verteiler:
1. Schulministerin des Landes NRW, Barbara Sommer
2. Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration, Armin Laschet
3. CDU-Fraktion des Landes NRW
4. SPD Fraktion des Landes NRW
5. FDP Fraktion des Landes NRW
6. Fraktion Die Grünen/Linke des Landes NRW
7. LAGA Vorsitzender Tayfun Keltek
8. RAA Vorsitzende Christiane Bainski