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Presseerklärung zur Kundgebung am      30. 03.2008 in Düsseldorf:

Der neue Erlassentwurf zum muttersprachlichen Unterricht in NRW sorgt zur Zeit für viel Unverständnis und auch Ärgernis in Migrantenvereinen und –verbänden. Gemäß dem Entwurf wird der muttersprachliche Unterricht an Grundschulen in NRW sinken und in absehbarer Zeit – nach Verrentung der jetzigen wenigen Muttersprachenlehrer – wird es ihn nicht mehr geben. Anstelle dieser Lehrer sollen  keine neuen Lehrer mehr eingestellt werden.

 

Wir als Initiative türkischer Studentenverbände und Akademiker und NRW- Initiative Türkisch sind für den Erhalt des muttersprachlichen Unterrichts an den Grundschulen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass gute Kenntnisse in der Muttersprache eine Grundvoraussetzung für das Erlernen weiterer Sprachen sind. Allein das Sprechen der Muttersprache innerhalb der Familie ist hierfür nicht ausreichend. Die Migrantenkinder müssen frühzeitig in ihrer Muttersprache gefördert werden. Sie müssen unter anderem die Rechtschreib- und Grammatikregeln erlernen, damit sich die entsprechenden Denkstrukturen aufbauen können. Dadurch werden sie in der Lage sein andere Sprachen leichter zu erlernen, vor allem voneinander besser abzugrenzen.

Die Muttersprache dient darüber hinaus der Herausbildung und Stabilisierung der individuellen Identität des Kindes. Sie ist Bedingung für die Entwicklung der Basispersönlichkeit.

 

Zur Klarstellung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir als Initiative türkischer Studentenverbände und Akademiker und NRW- Initiative Türkisch die Fördermaßnahmen zur Erlernung der deutschen Sprache bei Migrantenkindern begrüßen. Wir halten diesbezügliche Maßnahmen sogar für dringend notwendig. Für die Integration in Deutschland ist das Erlernen der deutschen Sprache eine Grundvoraussetzung. Unsere Forderung nach dem Erhalt des muttersprachlichen Unterrichts an Grundschulen soll gerade auch diesem Zweck dienen!

Wir warnen hiermit eindringlich davor, den muttersprachlichen Unterricht in die Hände privater Organisationen zu überlassen. Unter anderem wird hier eine neue Isolierung stattfinden, wenn Einwanderergruppen gezwungen sind, den Unterricht selbst zu organisieren. Dem Integrationsgedanken wird hiermit zuwider gehandelt. Daher muss der muttersprachliche Unterricht weiterhin an Grundschulen unter staatlicher Aufsicht unterrichtet werden.

 

Daher ersuchen wir das Ministerium für Schule und Weiterbildung in NRW, die unten genannten Forderungen bei der Planung und Erstellung neuer Richtlinien für den muttersprachlichen Unterricht mit einzubeziehen:

1. Die Förderung der Muttersprache soll zusammen mit dem Deutschen schon im Kindergarten erfolgen.

2. Muttersprachlicher Unterricht soll mindestens 3 Stunden in der Woche erteilt werden und in den regulären Unterrichtsplan integriert sein. Die Zensuren sollten versetzungsrelevant sein.

3. Türkisch soll in der Grundschule Pflichtfach sein. Anderenfalls sollte die Anmeldung zum Türkisch-unterricht erstmalig bei der Einschulung erfolgen und bis zum Ende des 4. Schuljahres gelten. Es sollten Gruppen ab 10 Schüler/- innen in den Grundschulen und den weiterführenden Schulen für den Türkischunterricht gebildet werden.

4. Es sind dringend neue Lehrkräfte für Türkisch als Muttersprache notwendig. Durch Pensionierung frei gewordene Lehrerstellen sollten neu besetzt werden. Unterrichtsausfälle für längere Zeitdauer durch Krankheit der Lehrerin/ des Lehrers sollten auf das Minimum reduziert werden.

5. In der Sekundarstufe sollte Türkisch unbedingt als 2. oder 3. Fremdsprache angeboten werden.

6. Der muttersprachliche Unterricht sollte in der Initiative der deutschen Behörden liegen und sollte nicht Sache der türkischen Regierung sein. Die Durchführung sollte nach deutschem Recht erfolgen und durch unsere Steuern finanziert werden.

7. Die Ausbildung und Einstellung von Lehrerinnen und Lehrer für den Türkischunterricht sollte nach deutschem Recht erfolgen und der Bedarf primär aus Deutschland gedeckt werden. Diese Lehrer/-innen sollen in erster Linier Türkischunterricht erteilen. Erst wenn der Bedarf nicht gedeckt werden kann, sollten im Einvernehmen mit der türkischen Regierung Lehrerinnen und Lehrer aus der Türkei eingestellt werden, welche die Landessprache gut beherrschen.

 

Türkischer Studentenverbund der FH Düsseldorf; Türkische Juristen Vereinigung NRW – e.V.; NiTAB – Niederrhein Türkischer Akademikerbund; TAB Düsseldorf – Türkischer Akademiker Bund Düsseldorf e.V.; TABE – Türkischer Akademikerbund Duisburg-Essen e.V.; TürkUnid e.V.; TABB – Türkischer Akademikerbund Bonn; UETS – Union Europäisch Türkischer Studenten; Türkische Gemeinde NRW (26 Vereine); Verband der Vereine zur Förderung der Ideen Atatürks in Deutschland (27 Vereine); Türkische Gemeinde Oberhausen; Europäische Föderation der Ahl-i Bayt Aleviten (63) Vereine; ATIB – Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.; TUDEB – Vereinigung Türkischer Kultur- und Solidaritätsvereine (22 Vereine); TIDAF–Bundesverband Türkisch-Deutscher Unternehmer-vereine in Deutschland e.V.; Koordinationsrat der Türkischen Vereine Deutschland; Dachverband der Deutsch-Türkischen Vereine Oberhausen (7 Vereine); Institut für Türkisch Europäische Beziehungen e.V.; Stiftung Zentrum für Türkeistudien, Hür-Türk Freiheitlich Türkisch-Deutscher Freundschaftsverein e.V. (55 Vereine); Türkischer Lehrerverein Essen; Alevitische Gemeinde Duisburg; Türkischer Elternverein Bielefeld; Bund der Türkischstämmigen Sozialdemokraten; Türkischer Lehrerverein Duisburg; Türkischer Lehrer-verein Bielefeld; Verein zur Förderung der Ideen Atatürks-Recklinghausen; Türkischer Elternverband Velbert, DITIB Sultan Ahmet Moschee – Herten

 

 
 
   
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