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Muttersprachlicher Unterricht für Migranten –

Eine Gefälligkeit oder eine Investition in die die eigene Zukunft?

 

GEW- Zeitung Rheinland-Pfalz, (9/09 Ausgabe)

 

Hikmet Köse

 

Muttersprachlicher Unterricht für Migranten, der seit seiner Einführung in den 1970’er Jahren verschiedene Formen durchlaufen hat, ist heute ein Streitthema.

 

Muttersprachlicher Unterricht wurde in den 1970’er Jahren eingeführt, um die Kinder der Migranten, die aus den Heimatländern nach Deutschland zogen und als Quereinsteiger in die deutschen Schulen kamen, unterrichten zu können. Für diese Kinder wurden Nationalklassen eingerichtet.

 

In den 1980´er Jahren wurden die Nationalklassen allmählich aufgelöst. Den Migrantenkindern, die in die deutschen Schulklassen integriert wurden, wurde zusätzlich Muttersprachlicher Unterricht angeboten.

 

Obwohl der Muttersprachliche Unterricht schon seit fast 30 Jahren in Deutschland erteilt wird, gibt es für diesen keinen Lehrplan, keine Standards und keinen festen Platz in der Stundentafel. Zwar wurden 1986 erstmals Richtlinien für den Muttersprachlichen Unterricht veröffentlicht, die im Jahr 2000 und im Jahr 2006 jeweils geringfügig geändert wurden, aber diese Richtlinien reichen zur Standardisierung und Qualitätssicherung des Lehrinhaltes nicht aus.

 

Auch wenn die politische Aussage „Wir bekennen uns zur Muttersprache“ lautet, müssen wir feststellen, dass die bisherigen Maßnahmen die Bildungsprobleme der Migranten nicht gelöst haben und taugliche Vorhaben derzeit nicht umgesetzt werden. Auch das Einwanderungsgesetz hat nicht zur Lösung der Bildungsproblematik der Migranten beigetragen. Zwar wurden in der jüngsten Vergangenheit verschiedene Modellprojekte, wie etwa zu Bilingualunterricht, durchgeführt, die auch sehr Erfolg versprechend waren, aber aus Kostengründen nicht weiterverfolgt.

 

Was ist zu tun?

 

Zunächst einmal muss man von der Parole. „ Hier ist Deutschland, hier wird Deutsch gesprochen!“ Abstand nehmen und dem Motto „Alle in diesem Land werden Deutsch sprechen!“ folgen. Bis die Kinder mit Migrationshintergrund dem Unterricht in deutscher Sprache folgen können, muss man diesen das nötige Schulwissen in ihrer Sprache vermitteln. Deswegen sollte der Unterricht sowohl in Deutsch, als auch in der Muttersprache stattfinden.

 

Bilingualunterricht ist am Anfang gewiss eine teure Maßnahme. Aber sie zahlt sich langfristig aus, denn eine solche Investition in Bildung ist deutlich günstiger als die späteren Ausgaben durch Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe, Hilfe von Wohlfahrtsverbänden, Hilfe von kirchlichen Einrichtungen etc.

 

Vielleicht ist es den Entscheidungsträgern in Deutschland nicht bewusst, welche Bedeutung die Investition in Bildung hat und wie viele Kosten es langfristig sparen kann. In jedem Fall sollte der Muttersprachliche Unterricht vielmehr dazu genutzt werden, die Bildungsqualität der Migranten zu erhöhen.

 

Gerade jetzt, wo das Bildungssystem in Deutschland neu strukturiert wird, ist es Zeit auch beim Muttersprachlichen Unterricht neue Wege zu gehen. Dazu müssen zum Beispiel die Lehrern, Erzieher, Sozialpädagogen und Schulpsychologen während ihrer Ausbildung mit interkulturellen Kompetenzen ausgestattet werden.

 

 

 

 

 

 
 
   
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